Natronlauge knapp

Update 10.11.2017
Wider Erwarten musste ab Mitte Oktober 2017 Natronlauge wieder zugeteilt werden, so dass auch neue Aufträge nicht mehr angenommen werden konnten. Weiterhin bleibt Natronlauge auf dem Markt äußerst knapp. Auch steht nicht in Aussicht, dass es weitere Mengen neben den bereits zugeteilten bis zum Ende des Jahres geben wird. Das liegt vor allem daran, dass bis spätestens Ende des Jahres sämtliche Amalgananlagen auf das Membran-Verfahren umgestellt müssen. Anlagen ohne Umstellung werden ihre Produktion einstellen müssen.

Natronlauge ist nach wie vor knapp und das wird wohl auch zunächst so bleiben. Während die Situation in Deutschland und Mitteleuropa schon als durchaus angespannt bezeichnet werden kann, können südeuropäische Länder über eine noch weiter verschärfte Lage klagen, denn hier besteht eine noch geringere Natronlauge-Verfügbarkeit bei noch stärker steigenden Preisen. Die Situation ist vor allen Dingen deshalb so prekär, weil sie bereits jetzt vor der Abstellung der Amalgam-Anlagen zum Ende des Jahres vorherrscht.

Die Preise für Q4 (Kontrakt – kein Spot) werden wohl steigen und sich dann nach bereits erfolgten Erhöhungen in Q1, Q2 und Q3 auf einem hohen Level einpendeln; die weiteren Ausführungen lassen für Q1 einen weiteren Anstieg in 2018 erahnen. Leider ist weder kurz- noch mittelfristig eine Besserung der Verfügbarkeit von Natronlauge in Sicht, da in den nächsten zwei bis drei Jahren keine nennenswerten neuen Kapazitäten zu erwarten sind.

Die Nachfrage nach Natronlauge steigt schneller als die Nachfrage nach Chlor

Auch wenn netto rund 800.000 – 900.000 DMT NaOH (1.600.000 – 1.800.000 to NaOH 50%) an Kapazität durch Stilllegungen wegfallen, sollten die verbleibenden Anlagen den Bedarf decken können. Dabei wird die allgemeine Auslastung steigen und einen Grad von über 90% erreichen. In der Vergangenheit lag diese eher bei 70% bis 80%. Der Markt wird anfälliger für Schwankungen in der Verfügbarkeit. Bei Ausfall eines Anbieters haben die anderen wahrscheinlich nur noch eine sehr begrenzte Möglichkeit die Anlagen weiter hochzufahren und auszugleichen – wobei man die Anlagen immer nur soweit hochfahren wird, wie man das Chlor (und eben nicht die Natronlauge) auch benötigt und verarbeiten kann.

Vergleicht man die europäischen Lauge-Preise mit denen in Amerika und Asien, so haben wir in nach wie vor noch die günstigsten Preise. Aus heutiger Sicht sieht es nicht danach aus, dass der europäische Markt attraktiv für Exporte ist und somit mit einer Entspannung auf diesem Wege zu rechnen ist.

Viele Natronlauge-Anlagen haben zur gleichen Zeit Stillstände und Reparaturen, warum ist das so?

Hauptsächlich hängen Stillstände (in Herbst und Frühling) mit den folgenden Gegebenheiten zusammen:
Im Winter ist es zu kalt, so dass die Anlagen und Leitungen einfrieren (Kristallisation der Lauge bei rund 12°C und bereits eine kaum mehr zu meisternde Herausforderungen für die Pumpen durch eine sehr hohe Viskosität bereits ab 20°C).
Im Sommer ist das meiste Personal im Urlaub. So bleiben am Ende nur noch das Frühjahr und der Herbst. Hinzu kommt, dass die Stillstände bei einer Amalgam-Anlage um ein vielfaches kürzer sind bzw. waren als die von Membran-Anlagen.
In Frankfurt waren das früher rund 2 Tage, heute jeweils rund zwei Wochen. Rechnet man das auf alle Anlagen in Europa hoch, sieht man, dass alleine dadurch einige Tonnen wegfallen, auch wenn die Nennkapazitäten auf den ersten Blick gleich oder zumindest annähern gleich sind.

Auch unser Partner, Akzo Nobel, ist von geringeren Verfügbarkeiten betroffen

In Folge der Umrüstung der Anlage in Ibbenbüren von Amalgam- auf Membran-Technologie werden wir eine Menge von rund 40.000 DMT oder auch rund 80.000 to NaOH 50% an verfügbarer Natronlauge verlieren.
Hintergrund hierbei ist, dass das Joint Venture mit der Evonik in der Elektrolyse nun Kaliumsalz statt Natriumsalz einsetzen wird. Neben Chlor ist das Endprodukt dann KOH, Kalilauge. Die Umstellung erfolgt innerhalb des vierten Quartals 2017. Eine volle Versorgung unserer Kunden bis zum Jahresende 2017 ist vorgesehen; jedoch werden wir schlussendlich nicht umhin kommen, ab 2018 vereinzelte Veränderungen in unserem Portfolio vorzunehmen.

Ihre Ansprechpartnerin für Natronlauge

Anna Callea - Steiner Chemie
Regina SteinerGeschäftsführerin